Reisebericht 2024 – Sabine von Drathen-Mester

Sambia – the real Africa!

So steht es in der sambischen Tourismuswerbung. Und tatsächlich – Sambia ist genau so, wie wir uns Afrika vorstellen: die Menschen auf dem Land sind arm, aber herzlich, es gibt wundervolle Naturschönheiten und exotische Tiere und – es ist viel zu trocken! Das konnten die Teilnehmer unserer FairReisen-Projektreise über Ostern vom 21.3. – 6.4. selbst erleben.

Am 8.3.24 rief Präsident Hichilema in Sambia den nationalen Notstand wegen der anhaltenden  Dürre aus. Die vorwiegend aus Wasserkraft erzeugte  Stromversorgung muss bereits täglich zu wechselnden Zeiten  für 8 Stunden unterbrochen werden.

Nach Ankunft in Monze werden wir als FairHandeln-Team vom Development Officer Fr. Ackim Musimuko vom Caritas-Entwicklungsbüro der Diözese und von Bischof Raphael Mweengpa  herzlich begrüßt. Mit  bewegenden Worten danken sie uns als Stellvertreter des  Alsdorfer  Vereins Fair Handeln e.V, für unser langjähriges und zuverlässiges Engagement für die besonders bedürftigen Menschen in der Diözese Monze Dabei waren wir in Gedanken bei unseren Freunden Solomon Phiri und Bischof Moses Hamungole , die diese Ämter zuvor bekleideten und 2021 der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen sind. Wir unsererseits danken den beiden nun Verantwortlichen für die Kontinuität in unserer Zusammenarbeit und dem vertrauensvollen Miteinander, das sich im Umbruch nach diesen tragischen Todesfällen schnell entwickelt hat.

Seit 2021 wurden folgende Partnerschaftsprojekte realisiert:

das Lukonde-Projekt im entlegenen Dorf  Fumbo : Brunnenbohrung und Installation einer Solar-Wasserpumpe mit 2500 Liter Tank

das St. Mulumba Special-School-Projekt : Schutzmauer um Mädchenschlafsäle und Beschaffung von 6 Blindenschreibmaschinen ,sog. Perkins Braillern

Schon auf dem Weg von Lusaka nach Monze haben wir einen starken Eindruck der diesjährigen Dürre bekommen. Die Straße ist überall von völlig verdorrten Maisfeldern gesäumt. Wenigstens die Bäume sind grün und die hügelige Landschaft trotz allem schön. Eigentlich ist gerade Regenzeit, aber wir haben gegen Ende unserer Reise nur zwei kurze Regenschauer erlebt….

Am Ende der Reise konnten wir Livingstone mit den imposanten  Viktoria-Fällen und Nationalpark besuchen. Die Schönheit der Natur ist überwältigend! Doch auch hier konnten wir deutlich sehen, dass es in dieser Regenzeit viel zu trocken war. Selbst der Sambesi führte verhältnismäßig wenig Wasser und die Felsen der Schlucht waren deutlich zu sehen, wo es sonst normalerweise zu dieser Zeit nur weiße Gicht gibt.

 Die kleinen Farmer, die überwiegend vom Maisanbau leben, haben aufgrund der anhaltenden Dürre kaum etwas ernten können. Die Bilder kleiner Häufchen von Maiskörnern auf verschiedenen Höfen und der verdorrten Felder überall in der Südprovinz haben sich in mein Gehirn eingebrann. Die Menschen auf dem Land hungern jetzt bereits. Das haben wir vor allem beim Osterbesuch in der Gemeinde Chivuna hautnah erlebt. Mehrfach wurden wir während unseres Osteraufenthaltes in der Gemeinde Chivuna um Essen gebeten. Der Preis für 25kg Maismehl ist seit Februar23 von 198 Kwacha auf 375Kwacha im April 24 gestiegen. Vor den Maismehlausgabestellen stehen die Einheimischen bereits Schlange und die Ausgabe muss rationiert werden .

Bei den Projektbesuchen in Fumbo und Kanchoma werden die Herausforderungen deutlich. In Fumbo haben sich  nach Installation der von uns gespendeten Brunnenbohrung mit Solarpumpe seit 2021 durch die gute Wasserversorgung bessere Lebensbedingungen für Mensch und Tier ergeben. Seit November 23 ist die Wasserpumpe aber defekt, was vom Dorfkomitee erst sehr spät nach vergeblichem Reparaturversuch ans Entwicklungsbüro gemeldet wurde. Die FairReisengruppe spendet spontan, damit die Wasserpumpe zeitnah ersetzt werden kann. Jede der 40 Familien in Fumbo wird weiterhin eine kleine Abgabe von 20 Kwacha im Monat auf ein Gemeinschaftskonto einzahlen  für die künftige Instandhaltung der Solar-Wasserpumpe.

Fumbo wird seit 2010 als Ausbildungskooperative auf den Gebieten Buchführung, Geschäftsführung, Saatgutlagerung, Agrartechniken, Spargruppen, Nähen, Tongakörbe flechten gefördert. Beeindruckt hat uns, wie solidarisch die Dorfbewohner sind. Im Leitungskommitee sind von zehn Mitgliedern sechs Frauen. Die Frauen Fumbos haben 2017 am Women- Empowerment – Projekt des Caritas Entwicklungsbüros teilgenommen, welches ebenfalls durch Spenden von fair handeln finanziert worden ist. Die Fumbofrauen bitten um Unterstützung beim Verkauf der traditionellen, handgefertigten Tongakörbe. Agnes Simoloka von Entwicklungsbüro Caritas Monze und ich haben auch schon eine Idee. Im Kubo Cafe im touristischen  Livingstone, tut sich dazu eine Möglichkeit auf. Dort werden bereits handgefertigte Taschen und Körbe aus Fauenprojekten  zu angemessenen Preisen in einem kleinen Laden verkauft. Die Inhaberin Lucy ist interessiert . Gerne lasse ich meine im Dorf für 30 Kwacha =1,20€ erstandenen Körbe gegen Quittung als Muster dort. Der Verkauf von Tongakörben generiert ein wertvolles Haushaltseinkommen für die Dorfgemeinschaft. 

Im Dorf Kanchoma  ( Solarkiosk „ Kilowatts for Humanitiy „ Seattle Engeneers ) sind die Solarpanels der Wasserpumpe und Kühlgeräte gestohlen worden, als der Wachmann einen Tag im Krankenhaus weilte. Ein herber Rückschlag! Erstmal wird die Pumpe über einen Kabelkanal mit der Solaranlage auf dem Dach des Solarkiosks verbunden.- Der 2019 errichtete Solarkiosk im mir bekannten Modelldorf Cheeba funktioniert gut und die Dorfgemeinschaft hat aus eigenen Mitteln bereits weitere Kühlgeräte erwerben können.                                               

 Die St. Mulumba Special School in Choma haben wir mehrfach besucht. In einer bewegenden Feier mit Gesang der blinden SchülerInnen  sowie einer Modenschau der tauben Schülerinnen übergibt die FairReisen-Gruppe sechs gespendete Perkinsbrailler .  Außerdem haben wir  gespendete  Lupengeräte und Blindenbälle im Gepäck. Wir können auch mit einem jungen blinden Lehrer sprechen, der selbst als Schüler bis Klasse 7 die SMSS besucht hat. Nach dem Lehrerstudium ist er  an die St. Mulumba Special School als Lehrer zurückgekommen.  Die Internatsschule bis Klasse 12 untersteht Bischof Raphael und wird von den Sisters of the Sacred Heart of Mary gemanagt. Das Lehrerteam ist sehr engagiert und man sieht weniger die Behinderungen der Schüler als deren Talente und Fähigkeiten. Die Schüler helfen sich gegenseitig und sind motiviert.

Die einzigartige Schule mit angeschlossenenem Skillcenter hat derzeit über 70 Anmeldungen, welche aufgrund von Platzmangel nicht berücksichtigt werden können.

In diesem Jahr wird sich die Diözese Monze wegen der Missernte auf die Beschaffung von Nahrungsmitteln konzentrieren müssen. Andere Projekte zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Landbevölkerung (z.B. weitere Solarkioske) werden erstmal warten müssen.

In Afrika muss man einen langen Atem haben, um wirklich nachhaltige Entwicklung zu bewirken; aber es lohnt sich in unser aller Zukunft zu investieren!

Ich hoffe sehr, dass es der FairReisengruppe gelingt, in Sambia mehr als einen fetten CO2– Fußabdruck  zu hinterlassen!

Bilder aus Chibuna

Reisegruppe